OPTO_PHON – GALERIE NOTWEHR – MÜNCHEN 1995
VÖLKERWANDERUNG
Papier auf Keilrahmen trommelfellgleich gespannt – Kugelschreiber – Messer
Das Verharren in der Beobachtung der Darstellung bei überwiegender Konzentration auf den Zeichenablauf, wird, durch die Präsenz der synchronen Tonübertragung, sekundär. Meine Hand folgt zum einen meinem bildnerischen Willen, zum anderen wird sie gelenkt von den akustischen Signalen, die die Zeichnung in ihren eigenen Rhytmus trägt. Das Thema VÖLKERWANDERUNGEN war schon über Säulen, Wellpappen und Faxpapierrollen gewandert – jedoch ohne den HÖRBAREN Schritt, meine Gesten des Zeichnens erweitern sich – die Linienführung verdichtet sich um die Dimension des Zuhörens. Das symbiotische Verhältnis von Auge zu Ohr diktiert mir eine andere Handschrift.
ABGEHAKT
Papier auf Keilrahmen trommelfellgleich gespannt – Kugelschreiber – Messer
Das Zeichenvokabular, das ich zum „reden“ bringe, sind zu Formeln geronnene Zeichen, die – seit langem zu meinem Thema geworden – inhaltlich und strukturell RHYTHMUS in sich tragen, das IIII-Zeichen mutiert – auch akustisch – zu stolpernden, verfolgten, gejagten und vernichteten Individuen. Meine Gestik beim Zeichnen folgt der Klangübertragung und erweitert meinen inhaltlichen Dialog. Mein OHR unterscheidet aktive und passive rhythmische Eingriffe, die sich von dem RAUM-Mass des SEHENS in das ZEIT-Mass des HÖRENS auswandern. Der akustische Mitschnitt dieser Zeichensetzung entwickelt eine, in diesem Ausmass ungekannte Eigendynamik. Das Mithören aktiviert über das Zeichnen hinausgehende Eingriffe in das Papier. Das Loslösen einer Papierschicht wird zu einer Häutung, ebenso zu einem Löschprozess… das Durchstechen zu einer Verletzungsformel, die auf der Rückseite einer Narbe gleicht.