1996

OPTO_PHON – KUNSTVEREIN PASSAU, ANNA-KAPELTE 1996

VÖLKERWANDERUNGEN
gestrichenes Packpapier, 200 cm x 150 cm, auf Keilrahmen gespannt – schwarze Tusche – Hände/Finger, Haarbürsten, Rakel, Pinsel, Pipettenflasche

Mein gewachsenes Vertrauen in die Analogie von Bild und Klang bestimmt den dramaturgischen Ablauf. Durch das KLANG-ZEICHNEN führt eine rein gestische Klang-Bildsprache in das Thema, jede Antwort, die mir das Papier als KLANGKÖRPER vermittelt, dirigiert den zeichnerischen Prozess.
Wenn ich über die Membrane in der Horizontale mit den Handflächen streiche und das Klangvolumen zum Bestandteil der Ereignisse mache, mit den Fingerkuppen trommle, mir das Werkzeug vom Klang befehlen lasse, wenn sich Spritzkaskaden aus dem Pinsel durch die akustische Verstärkung zu Vorboten des Unheils definieren, dann fordert der Klang als Beantwortung seine optischen Spuren heraus. Da mein AUGE über das OHR wahrnimmt, trägt sich die Zeichnung als ein homogenes Gebilde fort, das keinen Fehler mehr akzeptiert, kein Auslöschen, keinen bildnerischen Kompositionsfehler kennt. Ich unterliege dem Prinzip der Sprache.
Das abstrakte Strukturgewebe entwickelt sich letztendlich bis hin zu inhaltlich benennbaren Formen, einem Schriftzug gleich rasen menschenähnliche Zeichen aus einer mit Tusche gefüllten Pipettenffasche. Dieses Werkzeug schreibt in einem, dem Geräusch analogen Schriftduktus.